Wenn die Konventionierung zum Stolperstein wird…

Miete: Der Fall eines Bozners lässt aufhorchen – Makler fordert Anpassung der Bestimmungen

Bozen – Wohnungen konventionieren, um das Wohnen für Einheimische leistbarer zu machen: Das ist eine gut gemeinte Strategie. Doch das Gesetz hat auch seine Tücken, wie der beispielhafte Fall eines 42-jährigen Bozners* zeigt.

Martin Oberhofer* nippt am Wasserglas. Eine Mischung aus Wut, Trauer und Frust beherrscht seine Gefühlslage. Am schlimmsten aber sei die Ungewissheit. „Irgendwann werde ich wohl auf der Straße landen“, meint er sarkastisch.

Vor gut einem Jahr haben sich Martin und seine langjährige Partnerin getrennt. Sie lebt weiterhin mit den beiden kleinen Kindern in der Wohnung, die das Paar vor 6 Jahren gemeinsam gekauft hatte. Er hingegen hat im Gästezimmer seines Elternhauses eine Zuflucht gefunden und ist seither auf der Suche nach einer bezahlbaren Mietwohnung in seiner Heimatstadt. Doch die Preise auf dem freien Markt sind astronomisch. „Für 60 Quadratmeter verlangen sie 1000 Euro oder mehr“, erzählt Martin. „Das kann ich mir einfach nicht leisten.“
Er solle doch eine konventionierte Mietwohnung nehmen, haben Freunde ihm geraten. Die würde mit etwa 750 Euro im Monat tatsächlich deutlich weniger kosten. Aber genau hier stößt Martin auf ein unüberwindbares Hindernis. Da er bereits Eigentümer einer konventionierten Wohnung ist, darf er laut Gesetz keine weitere konventionierte Wohnung mieten. „Das ist völlig unlogisch“, sagt er und kann seinen Ärger nicht unterdrücken. Denn er muss jetzt als Vater nicht nur Unterhalt zahlen, sondern ihm bleibt laut Gesetz auch eine halbwegs leistbare Wohnung verwehrt. „Da läuft etwas falsch“, ist Martin überzeugt.
André Benedict Niederkofler wundert sich über diese Geschichte nicht. Der Makler und Sekretär der Südtiroler Maklervereinigung kennt mehrere ähnliche Fälle und bestätigt, dass Konventionierungen in Südtirol oft zu Problemen führen – insbesondere wenn sich Paare trennen. „Was ursprünglich zum Schutz der Einheimischen gedacht war, entpuppt sich immer häufiger als Hürde“, sagt Niederkofler.

Kein Wunder, schließlich werden in Südtirol aktuell 3 von 10 Ehen geschieden, dazu kommen rund 540 Trennungen im Jahr – und das sind nur die offiziellen Zahlen. Der Makler fordert daher eine Anpassung des entsprechenden Landesgesetzes, das überdies auch Paare benachteilige, die als Eigentümer von konventionierten Wohnungen zusammenziehen wollen.
Martin wird nicht mehr warten können, bis sich die Gesetze ändern. Ihm bleibt nur die Möglichkeit, seine Heimatstadt zu verlassen und weitab von seinem Arbeitsplatz und seinen Kindern eine Bleibe zu suchen.

*Name und Ort von der Redaktion geändert

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